9 Trans und nichtbinäre Menschen 55 Beispiele für Genital- und Oberkörperbezeich- nungen: Mangina, Fronthole, Bonushole, Boyhole, Tiny Dick, Klit(pen), Fotze, vorderer Eingang, Boy Pussy, T‑Dick, Vagina, Pulva, Junk, Transgina, Cock Pit, Na- tal genitalia, Pussy Boy/Pussyboy, der Klit, Phallo, Phalloplastik, KovN (Körperteil ohne vernünftigen Namen), Va, Transclit, Klitdick, das Pelva, Vultra, Topclit, Vulvo, Schwanz, vorne-unten, vorne/hin- ten, „da unten“, Girlcock, Mädchenpenis, Girldick, Penis, (Mini-)Pimmel, Glied, BigClit/BigKlit, Vagina, noch nicht operierte Penispussy, Ladystick, Neo- vagina, Vultra, Klittop, Stielklit, Oberteil, Untertop, Unterwäsche, Binder, Top, Croptop, Mini-Shirt, KovN‑Shirt/Top, (das) Brust, Tops, Titties, OG (Oberkörpergewebe), Flattop. 9.4 Fachwissen zu Körper und Gesundheit Trans und nichtbinäre Menschen können zu ganz unterschiedlichen Zeitpunkten ihres Lebens mit dem Coming-out oder der „2. Pubertät“, beginnen. Die beginnt in der Regel mit der Einnahme von ge- gengeschlechtlichen Hormonen, wobei sich einige trans oder nichtbinäre Menschen in eine Pubertät zurückversetzt fühlen. Hormongaben werden jeweils individuell und nach klinischer Zielsetzung dosiert. So kann das Tempo der körperlichen Veränderungen reguliert werden, und es bleibt Zeit, die eigenen Verände- rungen zu beobachten, zu verarbeiten und für sich zu integrieren. Erste körperliche Veränderungen beginnen etwa 2 –3 Monate nach Beginn der Hor- moneinnahme. Emotionale und mentale Verände- rungen können bereits nach den ersten Tagen ein- treten. ! Ob und welche körperverändernden Maßnah- men und Operationen durchgeführt werden, entscheidet die Person informiert und selbst. ■ Erhalt der Libido und Erektionsfähigkeit ■ eine operative Brustvergrößerung Als genital angleichende Operationen gibt es die Entfernung der Hoden und/oder die operative Bil- dung einer Neovagina mit der Haut der außen lie- genden Genitalien (s. Kap. 9.4). Bei cis Männern als Penis bezeichnet. Trans Frauen und nichtbinäre Menschen verwenden häufig andere Begriffe zur Körperteilbezeichnung. Nichtbinäre Menschen wählen für körperver- ändernde Maßnahmen diejenigen aus, die am bes- ten zu ihrer eigenen Geschlechtsidentität passen. ! Häufig geht es bei den Veränderungen des Kör- pers nicht unbedingt um ein Angleichen an ei- nen cis Körper oder cis Genitalien, sondern um eine Angleichung hin zur authentischen, selbst- gestalteten Identität. 9.3 Benennen von Körperteilen Das Benennen von Körperteilen und insbesondere Genitalien sollte immer individuell besprochen werden. Die genannten Begriffe sollten notiert und im Verlauf des Gesprächs verwendet werden. Bei- spielsweise kann von einer kurzen oder langen Harnröhre oder vom innen und außen liegenden Schwellkörper gesprochen werden, ohne die Geni- talien weiter zu beschreiben [9]. Möglich ist auch, dass die Erwartungen an die körpermodifizierenden Eingriffe nicht erfüllt wur- den und sich die Körperdysphorie langsamer auf- löst als erhofft. Zugleich können die ursprünglich gewachsenen Genitalien so benannt werden, wie es der aktuellen Geschlechtsidentität näherkommt. Medizinische Begriffe des Ursprungsgenitals kön- nen abgelehnt oder aber in pflegerischen Kontex- ten toleriert werden. Die Geschlechtsidentität einer Person entspricht nicht unmittelbar einem bestimmten Set an Geni- talien. Bei trans und nichtbinären Menschen kön- nen die Genitalien eine individuelle, angeeignete Identitätsbedeutung haben: „Der Strap-on-Dildo wird zu einem Teil meines Körpers.“, „Als ich in sie eingedrungen bin, hat es sich so angefühlt, als wür- de ich in mich eindringen.“